Josef Wissing, Matthias Wissing, Björn Lütkebohmert, Josef Becker, Christian Hußing, Heinz-Josef Tönnes, Christoph Tönnes (hinten), Hein-Wilhelm Borgmann (vorne), Timo Lütkebohmert, Gregor Tüshaus, Marcel Schneider

Böllern hat Tradition in Heiden

Das Böllerschießen ist Pflege alten Brauchtums und hat sich vom Kriegsbrauch zum Volksbrauch (Schießen zu feierlichen Anlässen) entwickelt. Der Ursprung der Böller reicht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Geböllert wird dabei hauptsächlich mit Standböller und Böllerkanonen.

Geböllert wird in Heiden durch mündliche Überlieferung gesichert seit über 130 Jahren (80er Jahre des 19. Jahrhunderts). Der genaue Ursprung ist zwar unbekannt, doch die Ursprünge dieser Tradition liegen im 19. Jahrhundert, als etwa um 1880 zum Ende des Kulturkampfes die Fronleichnamsprozessionen wieder gestattet wurden und hier bei der Segenserteilung geböllert wurde. Das Böllern zum Schützenfest begann erstmals nach dem 2. Weltkrieg. Urkundlich festgehalten ist dabei das Jahr 1952.

Böllerkommando Heiden

In der 130-jährigen Heidener Böllergeschichte sind viele Personen aktiv gewesen; u.a. Arnold Becker-Harms (seit 1930), Josef Beerlage, Josef Eversmann, Wilhelm Temminghoff, Felix Roring, Bernhard Tekülve, Josef Becker sen. (seit 1950), Felix Berger-Klümper, Josef Eversmann jun., Hubert Kempe. Josef Becker jun. ist seit 1980 dabei. Als Vertreter der 3. Generation der Fam. Becker wird dadurch bereits seit mehr als 80 Jahren durch die Familie Becker die Böllertradition ausgeübt und gepflegt.

Durch die Neuaktivierung des Böllerkommandos Heiden am 07. Dezember 1995 unter Vorsitz von Josef Becker jun. ist in Heiden sichergestellt, dass die Böllertradition weiterhin aufrechterhalten wird. Verschärfte gesetzliche Bestimmungen und polizeiliche Auflagen müssen beim Böllerschießen immer mehr beachtet werden; die Böllerschützen haben daher einen Erlaubnisschein zum Böllerschießen auf einem sprengstofftechnischen Lehrgang erworben.

Folgende Mitglieder gehören aktuell dem Böllerkommando Heiden an: Josef Becker als Vorsitzender, Josef Wissing und Hermann Mußenbrock, die ebenfalls im Besitz einer Böllererlaubnis sind, Gregor Tüshaus, Brian Riley (ist am 03.10.2006 verstorben), Heinz-Josef Tönnes, Heinz-Wilhelm Borgmann und Klaus Lütkebohmert. Dr. Konrad Mußenbrock ist seit dem 29.04.2007 Ehrenmitglied des Heidener Böllerkommandos.

Durch verschiedenste gesellschaftliche Aktivitäten des Böllerkommandos wird das Böllerbrauchtum gepflegt; um dieses auch für die Zukunft zu sichern, wird in den nächsten Jahren im Böllerkommando ein Generationswechsel erfolgen; Böllerinteressierte gibt es hier bereits.

Böllerschiessen

Das Schützenfest wird in Heiden traditionsgemäß samstags um 18.00 Uhr mit 6 Böllerschüssen eröffnet. Damit wurde der „arme Mann aus Heiden hinausgeböllert“; d.h., wer jetzt feierte, hatte dazu auch Geld, gleichgültig, ob er es sich leisten konnte oder nicht.

6 Böllerschüsse erfolgen hinter der kath. Kirche jeweils zu Beginn der Schützenmesse und beim Schlusssegen (früher während der Wandlung). Weitere 6 Böllerschüsse werden bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal durchgeführt.

Wenn ein Mitglied des Böllerkommandos König wird, so werden zur Königsproklamation 6 Böllerschüsse abgegeben. (Josef Becker sen. im August 1962 und Hermann Mußenbrock im August 2009)

Am 09.10.2006 wurden bei der Trauerfeier zu Ehren von Brian Riley, einem Mitglied des Boller-kommandos Heiden, 3 Böllerschüsse abgefeuert; ebenso bei der Beisetzung des verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden Josef Becker sen. am 26.01.2010.

Weitere Aktivitäten des Böllerkommandos Heiden sind das Böllern bei der Fronleichnamsprozession und auch beim Schützenfest Nordick.

Böllergerät

Anfangs wurde mit aus Eisen geschmiedeten Einrohr-Standböller geschossen. Die dreirohrigen Standböller (Siriuswerfer), mit denen geböllert wurde, sind bereits 1962 – begünstigt durch einen Zuschuss des Schützenvereines anlässlich des Jubelfestes 1963 – angeschafft worden. Ein Siriuswerfer befindet sich im Besitz des Böllervereines Weseke.

Das Böllergerät hat ein Gewicht von rund 54 kg. Die Rohrstärke beträgt 48 mm, das Kaliber 24 mm. Als Lademenge sind 50 g Böllerpulver pro Schussrohr vorgesehen. Am 06. Juni 2008 wurde auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Böllerkommandos Heiden beschlossen, dass eine Böllerkanone angeschafft werden soll. Diese Kanone wurde erstmalig zum Jubiläumsschützenfest im Jahr 2013 eingesetzt. Die Finanzierung erfolgte durch eigene Mittel des Böllerkommandos Heiden (separates Böllersparbuch); der Schützenverein Heiden und die Volksbank Heiden beteiligten sich hier mit einem Zuschuss.

Siriuswerfer

Der Sirius-Sicherheits-Salutapparat ist ein Böllergerät, das 1936 von Herrn Keil in Altdorf entwickelt wurde. Die wesentlichen Merkmale dieses Apparates sind die 3 hochstehenden Schussrohre aus Stahl. An der Vorderseite des Gerätes befindet sich das Schloss mit den 3 Schlagbolzen, die mit Sicherheitsnadeln gesichert werden. Im Schloss werden die Zündhütchen in die Zündkapselschrauben eingesetzt. Die Abzugsleine hat eine Länge von 10m.

Das Böllergerät hat eine Länge von ca. 330mm, ist ca. 285mm hoch und hat ein Gewicht von rund 54 kg. Die Rohrstärke beträgt 48mm, das Kaliber 24mm. Als Lademenge sind 50g Böllerpulver pro Schussrohr vorgesehen. Als Verdämmungsmaterial wurde früher Zeitungspapier, heute Quarzsand verwendet.